AllgemeinFrankreich

Die deutsche Version befindet sich etwas weiter unten…

 

Saint-Émilion at the end of September. Some vineyards have already been harvested and everywhere you can see hard-working harvesters. After a detour to the Left Bank, we are on our way to the Château Le Tertre Roteboeuf vineyard. This is the heart of the Mitjavile family’s first winery, which the senior François built up together with his wife Milute after entering the wine industry at the end of the 1970s and led to world fame.
We have an appointment with one of the two sons. In addition to the family vineyards (Tertre Roteboeuf, Roc de Cambes and Domaine de Cambes), Louis Mitjaville is also responsible for his own winery, L’Aurage.


No sign gives away this winery, perched like an eagle’s nest on a rock, making Petrus a few kilometres away seem almost like an illuminated advertisement.

Unlike many other wineries, this one has never listened to oenological advisors, but has developed and refined its own philosophy over the years.

On the almost 5 hectares that stretch up the hill below the winery like an amphitheatre, there are about 85% Merlot and one plot of Cabernet Franc.

One of the winery’s principles is to harvest the grapes when they are really ripe, i.e. it is better to have a little too much ripeness than too little, which is why they tend to be among the last wineries in the region to harvest.
The vines are therefore also trained quite low, so that the berries hang a little lower and thus benefit from the soil heat during ripening. This is quite unusual, because nowadays some wineries try to harvest particularly early so that the wines appear particularly slender in style. But the Mitjaviles are convinced that only physiologically really fully ripe grapes with well-developed tannins ripen optimally.
After maceration in concrete tanks, Merlot and Cabernet Franc are blended.

Then they are filled into 100% new Radoux barriques to mature in the cellar for the next 18 months.


Louis Mitjavile reports that his father tried out different barrel producers in the beginning to find out which barrels harmonise best with his wine. The new wood integrates very well even in the young wines, as we notice when we taste them later. This speaks for the very high quality of the barrels used and a top selection of wood.

At first glance, it doesn’t sound that complicated, but it requires very high quality standards in the vineyard and with the grapes, because once the wines are in the barrels, you can’t correct anything. That is why I would clearly emphasise the terroir reference at Tertre Roteboeuf.

At other wineries, the grapes are usually harvested parcel by parcel and aged separately in different barrels, depending on the grape variety, and a barrel selection is only cuveted at the end.

In addition to their terroir, the wines also impressively show the character of the respective vintage. We can convince ourselves of this during the subsequent tasting in the historic cellar.

In addition to the somewhat full-bodied 2018, we drink a barrel sample of the more structured, subtle 2021, which was climatically quite different from the warm 2018. I like both wines well, with slight advantages for the 2021.


To show how well the wines age even from very hot vintages (such as 2022 was), we drink 2003 Roc de Cambes. The wine shows no fatigue at all and is wonderfully ripe to drink.
Fortunately for the wine lover, Roc des Cambes has remained somewhat under the radar of international wine buyers, while Tertre Roteboeuf has already been discovered by Parker and now costs beyond 200 euros.

 

SaintÉmilion Ende September. Einige Weinberge sind schon abgeerntet und überall sieht man fleissige Erntehelfer. Wir sind nach einem Abstecher zum linken Ufer auf dem Weg zum Weingut Château Le Tertre Roteboeuf. Hier liegt das Herzstück und erste Weingut der Familie Mitjavile, dass der Senior François nach seinem Quereinstieg in die Weinbranche Ende der 1970er Jahre zusammen mit seiner Frau Milute aufgebaut und zu Weltruhm geführt hat.

Verabredet sind wir mit einem der beiden Söhne. Louis Mitjaville ist neben den Weingütern der Familie (Tertre Roteboeuf, Roc de Cambes und Domaine de Cambes) auch für sein eigens Weingut L’Aurage verantwortlich.

Kein Schild verrät dieses wie ein Adlerhorst auf einem Felsen liegende Weingut, da wirkt Petrus wenige Kilometer entfernt schon fast wie eine Leuchtwerbung dagegen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Betrieben hat man hier nie auf die önologischen Berater gehört, sondern seine eigene Philosophie über die Jahre entwickelt und verfeinert.

Auf den knapp 5 Hektar, die sich wie ein Amphitheater den Hügel unterhalb des Weingutes hochziehen, stehen ca. 85% Merlot und eine Parzelle mit Cabernet Franc. Eine Grundsatz des Weingutes ist es die Trauben wirklich reif zu ernten, das heisst lieber ein „Bisschen“ zuviel Reife als zu wenig, deshalb gehört man auch eher zu den jeweils letzten Betrieben in der Region, die ernten.

Die Reben sind deshalb auch recht niedrig erzogen, so dass die Beeren etwas tiefer hängen und so von der Bodenwärme beim Reifen profitieren. Das ist durchaus ungewöhnlich, denn heutzutage versuchen einige Weingüter besonders früh zu ernten, damit die Weine stilistisch besonders schlank wirken. Die Überzeugung der Mitjaviles ist aber, das nur physiologisch wirklich voll reife Trauben mit gut entwickelten Tanninen optimal reifen.

Nach der Mazeration in Betontanks werden Merlot und Cabernet Franc schon verschnitten. Anschließend dann in 100% neue Barriques von Radoux gefüllt, um über die nächsten 18 Monate im Keller zu reifen.

Louis Mitjavile berichtet, dass sein Vater am Anfang unterschiedliche Fassproduzenten ausprobiert hatte, um herauszufinden, welche Fässer am besten mit seinem Wein harmonieren. Das neue Holz integriert sich sehr gut auch schon in den Jungweinen, wie wir beim späteren Probieren feststellen. Dies spricht für die sehr hohe Qualität der verwendeten Fässer und eine Top Selektion beim Holz.

Hört sich auf den ersten Blick gar nicht so kompliziert an, erfordert aber einen sehr hohen Qualitätsanspruch im Weinberg und beim Lesegut, denn wenn die Weine erst einmal im Fass sind, kann man nichts mehr korrigieren. Deshalb würde ich bei Tertre Roteboeuf den Terroir Bezug deutlich hervorheben.

Bei anderen Weingütern wird in der Regel Parzellenweise geerntet und je nach Rebsorte separat in unterschiedlichen Fässern ausgebaut und erst zum Schluss eine Fassselektion cuveetiert.

Neben ihrem Terroir zeigen die Weine auch eindrucksvoll den Charakter des jeweiligen Jahrgangs. Davon können wir uns beim anschließenden Probieren im historischen Keller überzeugen. Neben dem etwas vollmundigeren 2018er trinken wir eine Fassprobe des strukturierten feinsinnigeren 2021, das klimatisch ganz anders war, als das warme 2018. Mir gefallen beide Weine gut, mit leichten Vorteilen für den 2021er.

Um zu zeigen, wie gut die Weine auch aus sehr heißen Jahrgängen (wie zum Beispiel 2022 es war) reifen, trinken wir 2003er Roc de Cambes. Der Wein zeigt überhaupt keine Müdigkeit und ist herrlich trinkreif.

Zum Glück für den Weinliebhaber ist Roc des Cambes noch etwas unter dem Radar der internationalen Weineinkäufer geblieben, während Tertre Roteboeuf bereits durch Parker entdeckt wurde und inzwischen jenseits der 200 Euro kostet.