Das Weingut der Familie Knoll gehört zu den besten der Welt. Wir waren im Dezember 2023 mit Emmerich Knoll jun. verabredet. Neben einer Probe des gesamten Sortimentes gab es viele spannende Erklärungen zu den Weinen.
Parallel zu seiner Tätigkeit als Winzer ist Emmerich Knoll jun. seit 2012 auch Obmann des Vereins „Vinea Wachau Nobilis Districtus“, des Zusammenschlusses der besten Weingüter der Wachau.
An dieser Stelle sei auch die vom Verein entwickelte und sehr empfehlenswerte App „myWachau“ erwähnt, die man sich als Besucher der Wachau unbedingt auf sein Smartphone laden sollte. Sie bietet einen vorzüglichen Überblick über die Wachau, ihre Weingüter und Rieden (Lagen).
Die Geschichte der Wachau geht bis auf die Römer zurück und ihre erste urkundliche Erwähnung datiert auf das Jahr 823 zurück. Seit dem Jahr 2000 ist sie Unesco Weltkulturerbe. Wer mehr über die Wachau, ihre spannenden Terroirs und Böden erfahren möchte, dem empfehle ich den Besuch von Winzern und die Broschüre „Wachau Souterrain“.
Wachau Souterrain – Vinea Wachau (vinea-wachau.at)
Im folgenden Bild erklärt Anja Knoll uns die Lagen. Der kleine Finger zeigt dabei auf den Rand der bekannten Lage Ried Schütt. Rechts vom Tal der Loibenberg.
Von den Lagen zum Heiligen St. Urban, dem Markenzeichen der Knolls, den sicherlich jeder Weinfan kennt. 1962 wurde er erstmals auf eine Flasche Knoll Wein geklebt (der erste Jahrgang war 1961) Er hat das Weingut weltbekannt gemacht. Das von Siegfried Stoitzner gemalte Originalbild hängt übrigens im Loibnerhof. Weine, die hier ausgeschenkt wurden trugen als Erkennungszeichen den heiligen Urban.
Zum Glück hat sich Emerich Knoll Junior aber nicht auf der Geschichte ausgeruht, sondern das Weingut zusammen mit seiner Frau Anja tatkräftig in die neue Zeit geführt.
Sowohl die Riesling Weine als auch die Grünen Veltliner Weine zeigten sich beim Verkosten keineswegs fruchtig schwer, wie man es mit Vorurteilen vielleicht von einem Smaragd in Klimawandel Zeiten erwarten könnte. Sie überzeugten mit Balance und Terroirbezug.
Mich interessiert neben dem Terroir aber auch immer die Technik der Weinerzeugung
Die Knolls setzten auf einen Mix an Hefen und bei einigen Chargen kommt auch Spontangärung zum Einsatz. Es wird eher warm vergoren, so dass nicht viele Frucht Aromen entstehen.
(Über das Thema Hefen und Spontangärung könnte man ganze Bücher füllen. Ich bin nach Gesprächen mit einigen Winzern inzwischen der Meinung, dass das Thema Spontangärung vielleicht eh ein bisschen überbewertet ist.)
Erst bei ca. 27 Grad wird leicht gekühlt, um eine zu stürmische Gärung zu verhindern. Der Ausbau erfolgt zum großen Teil im großen gebrauchten Holz bei den Lagenweinen. Das Ergebnis sind Weine mit Präzision, die auch schon in ihrer Jungend sehr gut Terroir und Jahrgang zeigen. Saubere Botrytis wird bewusst nicht voll ausgelesen, was sich aber überhaupt nicht nachteilig in den Weinen bemerkbar macht, wie meine Verkostungsnotizen zeigen. Nicht entgehen lassen sollte man sich übrigens die Loibner Auslese, einen sehr guten Süsswein.
RIESLING
Loibner Smaragad 2022 Der Einstige aus der Ebene, frische integrierte Säure, die man im Abgang noch mal bewusster wahr nimmt, steinig, leichte würze, eher vegetabil 91 Punkte
Loibenberg Smaragd 2022 mehr Struktur, gute Säure, Terroirbezogen, leicht würzig, ausgewogen im Abgang 92 Punkte
Kellerberg Smaragd 2022 (kühlste Lage des Sortiments), floral, leicht Mirabelle, Veilchen, weißer Weingartenpfirsich, entwickelt Zug am Gaumen, langer Abgang 94+ Punkte
Pfaffenberg Selection 2022 (liegt nicht in der Wachau, deshalb darf es nicht Smaragad heissen) leicht gelbfruchtig, von der Struktur eher etwas breiter, 91-92 Punkte
Ried Schütt Smaragd 2022 in der Nase eher leiser, weisser Pfirsich, gute Struktur, sehr ausgewogen, mit sehr guter Länge, nach dem Kellerberg mein Favorit 93 Punkte
Loibner Vinothekfüllung Smaragd 2022 noch Verhalten in der Nase, gelbfruchtig mit Anklängen an Orangenzesten, etwas wuchtiger mit mehr Körper im Vergleich zu den anderen Weinen 93 Punkte
Loibner Auslese 2021 (Süsswein) gelber Pfirsich, Teearomen am Gaumen, sehr gute Balance mit frischer Säure und top Länge 95-96 Punkte
Ried Pfaffenberg Reserve 2021 steinfruchtig mit 12 Gramm Restzucke, frische Säure, mehr Gerbstoffe, zum lagern und in 10-15 Jahren trinken 93+
Grüner Veltliner
Trum Federspiel 2022 eine Lage, die sich an die Riede Schütt anschliesst, aber schon unterhalb der Bahntrasse liegt, aber auch von den kühlenden Winden des Loibengrabens profitiert, hier findet sich Gneiss-Verwitterungsboden, duftig in der Nase, am Gaumen leicht peffrig würzig, im Abgang frisch mit kühler Säure, 92 Punkte
Kreutles Smaragd 2022 Würziger in Nase, straff im Abgang mit Tanninen, leicht Melonen Birnenfrucht, vielleicht die typischste Lage für GV 91 Punkte
Loibenberg Smaragd 2022 leicht blumige Nase, Litschi, etwas wärmend im Abgang, mittlere Länge 90 Punkte
Ried Schütt Smaragd 2022 strafer und leichter als der Loibenberg, Litschi, leichte Würze 92-93 Punkte
Loibner Vinothekfüllung Smaragd 2022 frische Birne, baut salzigen Druck am Gaumen auf, der Alkohol ist sehr gut verpackt, sehr gute Länge 94-95 Punkte