Mit dem Jahrgang 2013, der jetzt auf den Markt kommt verfestigt sich ein Trend in Piemont immer mehr. Die Rückkehr der traditionellen Methoden in der Weinbereitung. Das geht jetzt schon ein paar Jahre so. Auch die Modernisten kehren immer mehr zu den klassischen Methoden zurück: Das heisst unter anderem längere Mazerationszeiten und den Einsatz großer gebrauchte Fässer (Botti) für die Fassreifung.
Viele Produzenten haben in den letzten Jahren eingesehen, dass (neue) Barriques die feinen floralen Aromen der Nebbiolo Traube auch schnell überlagern können. Doch darf man sich von Barriques in den Kellern auch nicht täuschen lassen, so verwendet zum Beispiel Luca Currado von Vietti seine gebrauchten Barriques für eine kurze Zeit, weil er die Hefe aufrühren will, was in großen Botti nicht geht. Andere Produzenten haben den Einsatz von gebrauchten Barriques perfektioniert und mischen diese mit dem Ausbau im großen Holz.
Begonnen hatte alles in den 70er Jahren mit Angelo Gaja und Elio Altare, denen in den 80er Jahren dann junge Weinmacher wie Enrico Scavino, Luciano Sandrone und Roberto Voerzio folgten. Das Ziel der Modernisten war, einen (früher) zugänglichen Stil von Barolo zu produzieren. Mehr Farbe, mehr Frucht, weniger Tannine und eine bessere Balance sollte der Wein haben. Hierzu setzen einige Winzer neben dem Ausbau im Barrique auf Roto-Fermenter und drastisch verkürzte Mazerationszeiten. Auch der Trend zu Single-Cru-Abfüllungen stammt hauptsächlich aus dieser Zeit.
Inzwischen haben auch viele der Modernisten die Einsicht gewonnen, dass es bei Nebbiolo keine Shortcuts gibt, die königliche Rebsorte lässt sich einfach nicht austricksen, mit der Folge, dass Zeit nach wie vor ein wichtiger Faktor ist und so haben sich beide Stile angenähert. In der absoluten Spitze können Traditionalisten dann aber vielleicht doch Vorteile ausspielen.
Der frische Wind durch die Modernisten hatte aber im Nachhinein etwas sehr Gutes: Die Qualität und Selektion der geernteten Trauben ist durch den Wettbewerb der Produzenten viel besser als früher geworden. Viele gute Jahrgänge, angefangen mit dem Jahr 1996 (Ausnahme 2002) taten ihr Übriges zu dieser positiven Entwicklung bei.
Naturnaher Weinbau und gesunde Trauben mit reiferen Tanninen erweitern das Spektrum der Möglichkeiten der Winzer. Nicht im Sinne von mehr Technik, sondern in der Rückkehr zu den Methoden der Großväter, mit minimalen Eingriffen in der Vinifikation und möglichen längeren Mazerationszeiten, ohne unreife Tannine zu extrahieren. Luca Roagna und Maria Teresea Mascarello sind hier sehr gute Beispiele, für eine ganz vorzügliche Arbeit im Weinberg.
Besonders gesucht sind derzeit unter anderem Bartolo Mascarello und Beppe Rinaldi. Sie waren immer Traditionalisten und darüber hinaus Verfechter davon, verschiedene Lagen in einen Blend einzubringen, um mehr Balance zu gewinnen.
Aber auch Weine weiterer Traditionalisten wie zum Beispiel Giacomo Conterno mit dem Monfortino und Bruno Giacosa sind gesucht, was zu immer weiter steigenden Preisen führt. Deshalb lohnt es sich auch einmal im mittleren Segment zu schauen: die Winzergenossenschaft Produttori del Barbaresco leistet hier nach wie vor sehr gute Arbeit mit traditionellen Methoden.
Bartolo Mascarello 2008 blasses Granatrot, Aromen von dunklen roten Früchten, durchsetzt mit floralen Noten (verwelkte Rosenblätter) und etwas Teer und Lakritz im Hintergrund, am Gaumen ein sehr feines, präsentes aber angenehmes Tannin und gut integrierte Säure, insgesamt mit beeindruckender Balance, benötigt noch einige Jahre zur vollen Entwicklung und ist ein gutes Beispiel für einen herausragenden Traditionalisten dem der Lagen Blend Komplexität und Balance verleiht18,5/20 2019-2035
Paolo Scavino Rocche dell’Annunziata Riserva 2000 mittleres Granatrot, Kirsche und Himbeere, leichte Gewürznoten von Zimt in der Nase, am Gaumen zugänglich mit guter Struktur, reifen Tanninen und mittlerer Komplexität, mittelanger Abgang, im Trinkzeitfenster angekommen, hier zeigt sich das auch die Modernisten sehr reifefähige Weine produzieren. Vielleicht fehlt die letzte Komplexität und alles ist etwas offensichtlicher 17,5/20 2018-2025