Ich liebe guten Pinot Noir. Das Problem an dieser Leidenschaft ist nur, dass die Exemplare aus Burgund immer teurer werden. Da liegt es doch nahe sich immer mal wieder in der Weinwelt umzuschauen, ob es nicht Alternativen gibt.
Eine Reise nach Australien und Neuseeland habe ich deshalb genutzt um einige Weingüter zu besuchen und jede Menge Pinot Noir zu probieren. Dabei war ich in Central Otago (NZ) und in einigen cool climate Regionen in Australien unterwegs (Tasmanien, Yarra Valley, Mornington Peninsula und Geelong).
Von Rudi Bauer im Central Otago und Timo Mayer im Yarra Valley habe ich dabei am meisten gelernt. Beides tolle Winzer, aber auch sehr herzliche Menschen bei denen ich mich für Ihre Offenheit und Gastfreundschaft bedanken möchte. Beide Weingüter werde ich noch auf meinem Blog www.wein-research.com portraitieren.
Man kann natürlich nicht unbegrenzt Flaschen mit nach Europa nehmen und so hieß es vort Ort eine Auswahl zu treffen und den Rest der Flaschen bei der australischen Verwandtschaft einzukellern.
Natürlich hat das probieren von so jungen Pinot Noirs und das Erkennen ihres Potentials auch seine Herausforderungen, zeigen sie doch erst nach ein paar Jahren was wirklich in Ihnen steckt.
Deshalb war ich froh, dass so viele Weinliebhaber mit reichem Erfahrungsschatz meiner Einladung gefolgt waren. Bei allen Teilnehmern möchte ich mich dann auch noch einmal für die tollen mitgebrachten Flaschen bedanken. Ihr habt diese Probe erst möglich gemacht.
Folgende Weine waren dabei.
Für Deutschland ging ein Centrgrafenberg GG aus 2015 an den Start, der sich, obwohl gerade erst gefüllt, sehr gut geschlagen hat und jede Menge Potential zeigt. (Danke an Sebastian Fürst für die Fassprobe). Die „kleineren“ Pinots von Huber und Keller wurden beim Essen offen getrunken, alle anderen Weine wurden dann „blind“ ausgeschenkt.
Die USA waren durch Kistler vertreten.
Burgund hatte gleich mehrere Vertreter, zum Teil auch schon mit etwas Reife.
Italien, hatte einen Exoten und einen Projektwein von Girlan am Start.
Österreich ging mit zwei Weinen ins Rennen und die Schweiz schickte die Bündner Herrschaft ins Match.
Zum Schluss betrat die Gastgebermannschaft das Stadion.
Nach jedem Wein haben wir in lockerer Runde diskutiert und dabei bewusst auf Punkte verzichtet. Es gab beim Aufdecken so manche Überraschung und viele lustige Kommentare.
Die Entdeckung des Abends war sicher der close planted Pinot Noir von Timo Mayer, er war der beste Vertreter der neuen Welt, da waren sich alle einig. Während viele Weine die für die neue Welt typische „Süsse“ nicht ganz vermeiden können, ist Timos Wein herrlich fein und ausbalanciert, ein Meisterwerk der Natur. Denn Timo macht im Keller nichts und das ist wörtlich zu nehmen. Hier spricht dann wirklich mal das Terroir. Mehr dazu bald auf meinem Blog.
Der Sinapius wurde 2015 mit 100% whole cluster vinifiziert, die zur Zeit sehr deutlich schmeckmar sind. Der Jahrgang 2016 hat nur noch 80% und 2017 wird ganz entrappt. Vaughn Dell ist ein mutiger Winzer, den ich weiter beobachten werde. High densitiy planting, 12 Klone gemischt gepflanzt, 400 Gramm Ertrag pro Stock, eine der kühlsten Lagen in Tasmanien, das könnte richtig spannend werden.
Die anderen Übersee Vertreter waren gut, aber den meisten doch ein wenig zu sehr von der Frucht getragen, ohne beim Thema Komplexität und Länge mit den Burgundern wirklich mithalten zu können. Allerdings stehen hier einige Jahrzehnte Erfahrung mit den Lagen gegen das know how von Burgund und die Winzer in Neuseeland und Australien lernen schnell, wir können also gespannt sein auf die nächsten Jahre.
Die Burgunder waren dann auf sehr gutem Niveau. Besonders überraschen konnte der Village Wein von Hudelot Baillet, der mit seiner Struktur und Komplexität auf Premier Cru Level war. Wie jeder weiß ist Burgund allerdings ein Minenfeld und auch dort ist nicht alles gut. Die Vertreter der Probe waren mit Kennerhand selektiert.
Fred Loimer’s Pinot Noir gehört in Österreichs Spitze, Studach konnte mit dem 2015er nicht wirklich überzeugen, zu warm, zu viele Gewürze, die 100 Cases waren sehr auf der Holzseite.
Kistler und Girlan waren für einen Pinot einfach viel zu mächtig und konzentriert, ein barocker Stil für die Rebsorte, der nicht mehr viele Anhänger hat.
Fürst’s Centgrafenberg 2015 ist schlank und sehr ausbalanciert mit viel Potential, den muss man im Auge behalten.
„Also nicht’s Neues – Burgund ist einfach eine Bank“ könnte man das Ergebnis kurz zusammenfassen
Könnte man! Doch muss man natürlich auch schauen was die Flaschen kosten. Im Burgund wird die 100 Euro Marke für eine Flasche ganz schnell überschritten und die absoluten Tops von Leroy und der Domain sind fast unbezahlbar In Australien und Neuseeland liegen die Preise meistens deutlich darunter.